Sonntag, 11. Juli 2010

Narben auf dem Körper sind ein Zeichen, dass man gelebt hat, Narben auf der Seele sind ein Zeichen, dass man geliebt hat.

Ich für meinen Teil habe einen Haufen Narben, größere und kleinere. Man rennt gegen Tischbeine, man wird von Hunden gebissen, man wird operiert, man tut sich weh, fällt hin, stolpert, fliegt durch Fensterscheiben. Die Wege Narben zu bekommen sind schier unendlich. Körperlich und seelisch.

Körperliche Narben verblassen mit der Zeit. Wenn man sie ansieht, erinnern sie einen an eine Geschichte, eine Situation. Sie zeigen, dass man gelebt hat. Sie erinnern uns vielleicht auch daran bestimmte Situationen, Menschen oder Orte zu meiden und manche Fehler nicht zu wiederholen.

Die Narben auf der Seele hingegen sieht niemand. Man selbst weiß zwar von deren Existenz,will sie aber meistens nicht wahrhaben.

Oft frage ich mich wie sehr eine Seele vernarben kann, bis sie sich der Außenwelt vollends verschließt. Und wie viele Narben ein Herz abbekommen kann, bis es verlernt zu lieben.

Fragt ihr euch auch manchmal wieso ihr euch den ganzen Scheiß überhaupt noch gebt? Ob die Wunden irgendwann nicht mehr heilen? Oder ob sich der seelische Zustand auf den körperlichen auswirkt und euch krankmachen kann? Kann er. Sage ich euch erfahrungsgemäß.

Die Frage ist doch wie lange man etwas oder jemanden in seinem Leben halten soll, dass einem zu schaden scheint. Nicht immer, wie mit einer Droge. Etwas, das euch das Gefühl geben kann zu fliegen, die Sonne dauerhaft über euch scheinen zu haben und euch innerlich zu wärmen und gleichzeitig die Macht hat euch mit einem Wort, einer Geste fallen zu lassen. In den Staub. Und dann, wenn ihr dort liegt, blutend, weinend und verletzt, anzulachen und grad noch einmal zuzutreten.

Ab welcher Relation von glücklichen zu schrecklichen Momenten sollte man sich von Dingen und Menschen abwenden? Wann ist es "zu viel"? Und wann sollte man es einfach lassen?