Sonntag, 4. April 2010

Und die letztendliche Moral von der Geschichte ist, dass doch alles seinen Preis hat. Aber wie viel sind wir bereit zu bezahlen?

Man geht in den Supermarkt, weil das Wochenende bevorsteht, und kauft ein. In den Korb kommen vermutlich sowas wie ein Salat, eine Gurke, eine Flasche Landliebe-Kakao, zwei Becher Joghurt, ein bisschen Hühnchenfilet, eine Packung Champignons, eine Flasche Wodka, 4 Dosen Energydrink und ein BigPack Zigaretten.

Wenn man eine schlechte Phase hat, sieht man auch nicht sehr frisch aus, hat meistens ne Röhrenjeans an, flache Schuhe, n Kapuzenpulli, der ungefähr drei Nummern zu groß ist, und die obligatorischen Stöpsel des MP3-Players in den Ohren. Pony im Gesicht, Pferdeschwanz oder Hippieband, Augen, wenn überhaupt, dunkel geschminkt.

Die Pärchen im Supermarkt beäugen einen schon. Egal an welchem Wochentag, egal zu welcher Uhrezit. Und an der Kasse lächelt einen die Kassiererin, die ihre beste Zeit meist schon hinter sich hat, leicht mitleidig an, während sie gerade die Gurke über den Scanner schiebt.

Anscheinend ist es heutzutage ein Verbrechen Single zu sein.

Keiner im Supermarkt sieht, dass man sich hinterher vielleicht mit einer Freundin auf nen Kaffee trifft, dass man vielleicht einen lustigen DVD-Weinabend geplant hat, dass man vielleicht um 1Uhr nachts noch in nen Club zieht und ne tolle Nacht haben könnte.

Nein, was sie sehen ist: "Uh ein Single-Einkauf. Die schläft heut allein, während ich zu meinem Mann/Freund heimfahre, mit dem ich ja ach so glücklich bin."
Dass es sein könnte, dass ihr Mann ihre beste Freundin bumst, während die gute Dame Gurken, Kondome und Olivenöl über den Scanner zieht, wird ja schließlich konsequent ausgeblendet.

Was wäre aber, wenn man im Supermarkt, direkt zwischen Kondomen und Frauenzeitschriften, die perfekte Beziehung kaufen könnte? Würde man sie kaufen? Egal zu welchem Preis oder nur, wenn sie grad im Angebot ist? Ich denke nicht.

Wir brauchen den ganzen komplizierten Mist doch, damit es sich "echt" anfühlt, damit wir das Gefühl erhalten, jemanden erobert zu haben bzw. erobert worden zu sein. Damit wir unser kleines persönliches Hollywood-Märchen kreieren können. Zumindest glauben wir dies zu tun.

Wir verlieben und und können die Person, warum auch immer nicht haben, also sind wir zurück im Stadium des Brainfucks. Da helfen alle Zigaretten und alle Wodka-Energys der Welt nicht. Oder jemand verliebt sich in uns, ein guter Freund, und wir wissen einfach nicht, wie wir das handeln sollen. Denn egal, wie wir damit umgehen, letztendlich sind wir doch der herzlose Arsch.

Menschen verschwinden aus unserem Leben, weil wir ihr Dasein nicht ertragen können. Andere verlieren wir, weil wir sie vernachlässigen, wenn wir verliebt sind. Wieder andere stoßen uns weg, weil sie mit einer Ablehnung nicht zurecht kommen.

Egal welche zwischenmenschliche Beziehung wir zu führen versuchen - wir müssen dafür bezahlen. In Aufmerksamkeit, in Kompromissen, in Sex, in Selbstverrat. Und die letztendliche Moral von der Geschichte ist, dass doch alles seinen Preis hat. Aber wie viel sind wir bereit zu bezahlen?

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